DA: Joachim Phoenix, Lady Gaga, Zazie Beetz, Ken Leung, Brendan Gleeson u.a.
Natja Brunckhorst entwirft in ihrem zweiten Spielfilm, zusammen mit einem grandiosen Ensemble, eine sommerlich leichte und zugleich nachdenkliche Todd Phillips dekonstruiert den Comic-Mythos des Jokers diesmal noch konsequenter, wenn er Arthur Fleck – wieder von Joaquin Phoenix gespielt – als öden Loser inszeniert. Die Musicalnummern mit Lady Gaga komplettieren das Ganze.
In der Psychologie wird mit „Folie à Deux“ die gemeinsame psychotische Störung zweier Personen in enger Beziehung bezeichnet. Doppelter Wahnsinn. Denn zum Joker gesellt sich im Film noch eine zweite Figur, die Pyromanin Harley Quinn. Für eine Weile gehen sie eine Art Symbiose ein, in der alles möglich scheint und die Gotham ins Chaos stürzen könnte. Arthur Fleck und Quinn begegnen sich im Arkham Asylum, der Gefängnisinsel von Gotham, wo Arthur Fleck auf seinen Prozess wartet. Fünf Menschen hat er auf dem Gewissen, und seine Verteidigerin will auf unzurechnungsfähig plädieren, um ihm so zu einer milderen Strafe zu verhelfen. Doch dafür muss er kooperieren. Im Knastchor, in dem er dank seines musikbegeisterten Wächters Jackie mitwirken darf, begegnet Arthur der Insassin Harley, die ihn gleich in Beschlag nimmt und sich als großer Fan outet. Die Faszination ist gegenseitig und drückt sich schon bald im ersten gemeinsamen Song aus. Weitere Folgen, solo und im Duett, Jazz- und Soul-Standards aus den vierziger und fünfziger Jahren hauptsächlich, die als Kommentar zum Gefühlszustand und zur psychischen Verfassung der Figuren dienen. So gesehen ist der Film auch ein Musical.
Mit dem traditionellen Weiß-Clown aus der Zirkus- und Theatergeschichte hat der Joker nicht viel mehr gemeinsam als die Farbe im Gesicht und dem autoritären Charakter, allerdings in stark pervertierter Form. Bei Todd Phillips ist der Joker kein rebellischer Antiheld, kein moderner Robin Hood, der die Armen rächt, sondern ein öder Loser mit Geltungsdrang.